Bildung

Zur aktuellen Corona-Lage und zur Frage, wie Unterricht auch in der Pandemie funktionieren kann, empfehle ich ein Papier der SPD-Landtagsfraktion

Das krisenfeste Klassenzimmer


Lehrer/innenstellen schaffen statt streichen
Wir wollen allen jungen Menschen gleiche Bildungschancen bieten. Das ist aktive Zukunftspolitik für unser Land. Die Erkenntnis „auf den Anfang kommt es an“ nehmen wir ernst. Grüne Sparwut und schwarze Desorganisation haben Baden-Württemberg in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität zurückgeworfen. Für uns Sozialdemokrat/innen ist eines klar: keine Kürzungen im Bereich Kinder – Jugend – Bildung. Im Gegenteil: hier muss investiert werden.
Lehrkräfte müssen konsequent weiter ausgebildet und eingestellt werden. Die bestehenden Lücken müssen abgebaut werden, nicht nur an Grundschulen und sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Hier wollen wir das Zwei-Pädagogen-Prinzip in der Inklusion umsetzen. Weniger Unterricht soll ausfallen durch eine größere Krankheitsreserve und eine bessere Personalplanung. Angestellte Lehrer/innen und Referendar/innen, die übernommen werden, müssen in den Sommerferien bezahlt werden.

Schule modern und digital
Kreative Lehrkräfte haben in Baden-Württemberg gezeigt, was möglich ist: Mit E-Books, Lern-Apps, Lernvideos und Web-Seminaren wird der Unterricht für die digitale Generation der Schüler/innen realitätsnah und Inhalte werden einfacher vermittelt. Dies geschieht nicht anstatt, sondern ergänzend zum herkömmlichen Unterricht.
Pädagogische Konzepte für digitalen Unterricht und gut ausgebildete Lehrer/innen sind die Voraussetzung für Schulen mit Zukunft. Hierfür werden wir ein breites Programm der Aus- und Weiterbildung für alle Lehrer/innen auf den Weg bringen. Lehrkräfte können so schnell und wirksam ihre Kompetenzen ausbauen. Wir werden dafür sorgen, dass jede Schule bis zum Jahr 2023 über eine symmetrische 1 GBit/s-Datenleitung und flächendeckendes WLAN verfügt. Wir setzen uns für eine souveräne digitale Infrastruktur ein, die der DSGVO  entspricht. Über den Digitalpakt des Bundes (2019-23) hinaus müssen Gelder für die Wartung der Hardware an Schulen vorhanden sein. So können zum Beispiel auch Fachkräfte für die IT-Systemadministration eingestellt werden. Zur Entlastung der Kommunen muss das Land die Gelder dafür zumindest anteilig zur Verfügung stellen. Wir werden einen Topf für Innovationen schaffen, damit Vorreiterschulen neue Ideen und digitale Projekte umsetzen können. Lehrkräfte wollen wir mit eigenen Digitalgeräten ausstatten und effektive Fortbildungen auch vor Ort anbieten. Wir schaffen eine zuverlässige digitale Lernplattform. 
Angesicht der landesweit dringend anstehenden Sanierungen brauchen die Schulträger Unterstützung bei der Modernisierung ihrer Schulgebäude. Wir unterstützen Kommunen dabei mit einem Landesprogramm „Modernisierung“.

Faire Startchancen
Die Ungleichheit in der Bildung hat sich weiter verschärft. Im „Homeschooling“ 2020 hatten diejenigen Nachteile, die nicht über die nötige digitale Ausstattung verfügten. Wir werden jede/n Schüler/in spätestens ab der weiterführenden Schule mit einem Tablet samt Softwarepaket ausstatten. Dabei müssen persönliche und schulische Daten sicher sein. Im Bundesrat wollen wir eine Initiative starten, damit in Zukunft jede Familie einen Zugang zum Breitband-Internet hat.
Schulsozialarbeit bauen wir weiter aus, genauso wie gezielte individuelle Förderung an allen Schularten. Wir wollen vorhandene Ungerechtigkeiten in unserem Schulsystem endlich überwinden. Unser Ziel ist daher ein Zwei-Säulen-System aus Gymnasien und integrierten Schulformen. Die zentrale integrierte Schulform ist die Gemeinschaftsschule, die wir systematisch weiterentwickeln und ausbauen wollen. Wo Bedarf besteht, wird eine eigene Oberstufe ermöglicht. Die höheren Notenanforderungen beim Übergang in die Oberstufe der Gemeinschaftsschule im Vergleich zum Wechsel zum Beispiel an ein berufliches Gymnasium benachteiligen – deshalb schaffen wir sie ab. Weiterführende Schulen müssen im Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft gezielt unterstützt und besser ausgestattet werden. 
Wir streben eine Ganztagsgarantie vom ersten Geburtstag bis zum letzten Schultag an – wer Betreuung ganztägig braucht, soll sie auch bekommen. Das gilt auch für ein Ganztagsangebot in Ferienzeiten. Solche Angebote wollen wir schrittweise im Land einführen. Bis 2028 sollen 70 Prozent der Grundschulen Ganztagsschulen sein. Das neunjährige Gymnasium (G 9) zu wählen soll möglich sein, wo es die regionale Schulentwicklung zulässt.
Gegen die Benachteiligungen aus der Corona-Krise müssen Unterstützungsangebote an Schulen durch ergänzendes Personal angeboten werden. Für diese kostenlosen Angebote werden wir 10 Mio. Euro bereitstellen. Die Schulen können darüber flexibel verfügen. Die Volkshochschulen und weitere Bildungsträger sollen in die Unterstützungsangebote einbezogen werden. Zur Entlastung der Familien wollen wir die Kosten für die Schülerbeförderung komplett übernehmen.

Qualität und Gebührenfreiheit
Mit uns ist Bildung kostenfrei und qualitätsvoll: Von der Kita bis zur Meisterprüfung oder zum Studienabschluss. Hier wird nicht gespart, trotz kleineren finanziellen Spielraums. Damit wollen wir die Ungleichheit in der Bildung beseitigen. Wir halten daran fest, Familien zu entlasten und die Kita-Gebühren abzuschaffen. Jede/r soll sich den Zugang zu frühkindlicher Bildung leisten können. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf darf keine Frage des Einkommens sein. Studiengebühren werden wir insgesamt abschaffen und verhindern, dass diese indirekt durch hohe Verwaltungsgebühren ersetzt werden. Auch der Weg zum Meisterabschluss muss gebührenfrei sein. So werten wir Ausbildung im Land weiter auf. Mit der verbindlichen Umsetzung des Orientierungsplans in jeder Kita wollen wir hohe Qualität sichern und Sprachdiagnose und Sprachförderung ausbauen. Dem Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung begegnen wir mit dem Aufbau von Studienplätzen sowie der praxisintegrierten Ausbildung (PiA).

Bildung für alle sichern
Neben den allgemeinbildenden Schulen sind für uns die beruflichen Schulen ein zentraler Baustein eines gerechten und guten Bildungssystems. Wir setzen uns aktiv für die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung ein. Zu einer guten Bildungslandschaft gehören für uns auch die vielfältigen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit. Der „Zukunftsplan Jugend“ muss Fahrt aufnehmen und die Förderpraxis überarbeitet werden. Anerkannte Bildungsträger wie die Volkshochschulen leisten als Weiterbildungszentren einen wichtigen Beitrag zur Bildung vor allem Erwachsener. Deshalb fordern wir langfristig die Drittelfinanzierung der Volkshochschulen, wie sie im Weiterbildungspakt vorgesehen ist. Alle Weiterbildungsträger sind für uns zentral für die positive Gestaltung des Wandels in Gesellschaft und Wirtschaft.